Die Wurzeln unseres heutigen Denkens reichen bis in die griechische Antike zurück. Dieser Artikel fasst die Weltbilder der bekanntesten griechischen Philosophie in Kurzform zusammen. Die Unterschiede in den verschiedenen Denkmodellen der alten Griechen lassen erahnen, welchen Einfluss die jeweilige Weltsicht auf das alltägliche Denken, Wahrnehmen und Handeln haben kann. Auch heute dürfe es interessant sein darüber zu reflektieren, ob und inwieweit das eigene Lebensgefühl durch ein bestimmtes Weltbild geprägt wird. Siehe hierzu auch den Artikel "Die Macht des eigenen Weltbildes"
Die Schule von Athen, Raffael 1511
Während seines Studiums der Naturwissenschaften stieß er sich an den widersprüchlichen Theorien. Da sie aus seiner Sicht mehr zur Verwirrung als zur Klarheit beitrugen, wandte er sich von Physik und Kosmologie ab und widmete sich der Ethik und der Logik. Im Gegensatz zu den Sophisten ging Sokrates davon aus, dass eine absolute Wahrheit existiert, sie nur noch nicht gefunden wurde. Die Entdeckung der eigenen Unwissenheit stand für Sokrates am Anfang der philosophischen Arbeit, sie sollte aber nicht das Endergebnis sein.
Nach Sokrates sind alle Menschen auf der Suche nach Glück. Dieses Glück können sie aber nur erreichen, wenn ihre Lebensweise der Natur ihrer Seele entsprach. Glücklichsein war somit keine Folge äußerer Umstände sondern eine der Lebensführung. Doch um ein wahrhaft gutes Leben zu führen, musste der Mensch wissen, was die Natur des Guten war. Man musste also nach Maßgabe der Vernunft handeln und in allen Handlungen das darin enthaltene Wesen der Tugend entdecken.
Mit seiner Dialektik der Beweisführung entwickelte Sokrates einen der Grundpfeiler westlichen Denkens : Dabei ging es darum im Dialog mit anderen deren Aussagen auf darin versteckte Annahmen zu überprüfen und diese Annahmen dann rigoros zu hinterfragen, um auf diesem Weg die Wahrheit ans Licht zu bringen. Doch es ging Sokrates nicht nur darum, die Standpunkte seiner Gesprächspartner zu analysieren: Philosophie zu praktizieren bedeutete, auch die eigenen Gedanken einer kontinuierlichen Prüfung zu unterziehen. Wahres Wissen war etwas, das sich nicht aus zweiter Hand erwerben ließ, sondern war etwas, das man persönlich erringen musste.
Für Platon war die höchste Wirklichkeit nicht nur rationaler Natur. Allem Materiellen ordnet er einen transzendentalen Aspekt zu, der vom geschulten Philosophen unmittelbar erlebt werden konnte. Über den für die Augen sichtbaren Aspekt eines Gegenstands hinaus, erschloss sich dieser transzendentale Aspekt nur für den wahrhaft Liebenden, so Platon. Man musste zulassen, innerlich die Trennung vom Göttlichen aufzuheben, von der universellen Leidenschaft ergriffen zu werden, um diese Aspekte wahrnehmen zu können. Die unsterbliche Seele stand vor der Geburt in Kontakt mit dem Göttlichen, verlor aber diesen Kontakt durch Vergessen aufgrund ihrer Gefangenschaft im physischen Körper. Die Aufgabe des Philosophen war die Wiedererinnerung der transzendenten Ideen, um unmittelbares Wissen von den wahren Ursachen und Quellen der Dinge wiederzuerlangen.
Platon erkannte in der Welt ein unvermeidliches Maß an Irrtum und Irrationalität. Das Irrationale war mit der Materie und den Begierden des Instinkts verbunden, das Rationale mit dem Geist und dem Transzendenten. Das Irrationale warf seinen Schatten auf die archetypische Vollkommenheit, was zur Existenz des Bösen in der Welt führt.
Bereits vor Sokrates hatte der Philosoph Heraklit (520 v. Chr. bis 460 v.Chr.) den Begriff Logos eingeführt. Der universale Logos stand für ein göttliches Ordnungsprinzip hinter allen Dingen von Vorgängen. Heraklit sah die meisten Menschen als Schlafwandler in einem falschen Traum an, weil sie das Prinzip des Logos nicht verstanden und somit in permanenter Disharmonie mit der Welt lebten. Platon griff diesen Aspekt auf und integrierte ihn in seine Philosophie der Verstehbarkeit der Welt. Weitere Informationen zu Platons Weltbild finden Sie auch auf der Artikelseite "Woher wissen wir, was wahr ist?" in dieser Rubrik "Philosophie und Metawissenschaft".
Aristoteles wandte sich dagegen, dass die wahre Wirklichkeit nur auf einer transzendenten Ebene zu finden sein. Als Gegenentwurf entwickelte er seine Lehre der Kategorien. Unter den zehn von ihm entwickelten Kategorien war die Substanz eines Gegenstands die primäre Wirklichkeit. Weitere Kategorien wie Qualität, Quantität oder Relation waren abgeleitete Größen, die nur in Zuordnung zur primären Substanz etwas über das Sein des Gegenstands sagten. Für Aristoteles bestand die Welt somit aus individuellen, voneinander getrennten Substanzen, die bestimmte Eigenschaften mit anderen Substanzen gemein hatten. Indem er die Ideen Platons durch Universalien ersetzte - allgemeine Eigenschaften, die der Geist in der Welt erkennen konnte - stellte er Platons Ansatz der transzendenten Formen eines göttlichen Ordnungsprinzips auf den Kopf.
Aristoteles Ansatz, dass die Kenntnis der natürlichen Welt in erster Linie auf der Wahrnehmung mit den eigenen fünf Sinnen beruhte, war für viele Menschen besser zugänglich als der abstrakte Ansatz von Platon. Weiterhin integrierte Aristoteles frühere Ansätze der Astronomie in seine Philosophie: Die Erde war darin der unbewegliche Mittelpunkt des Universums, um den sich die Himmelskörper drehten. Hierbei unterschied er zwischen den damals fünf bekannten Planeten und dem Sternenhimmel als Hintergrund. Für die Planeten wurde dabei ein Modell konzentrisch um die Erde kreisender Kugelschalen verwendet.
Das aristotelische Erbe bestand überwiegend aus Logik, Empirismus und Naturwissenschaft. Während in der Antike Platon als der wichtigste Philosoph galt, wandelte sich die Sichtweise im Hochmittelalter grundlegend: Die Philosophie des Aristoteles erwies sich für die wissenschaftliche Forschung des Westens bis zum 17. Jahrhundert als richtungsweisend. Mit René Descartes (1596 bis 1650) und später mit der Epoche der Aufklärung (18. Jahrhundert) erhielt der wissenschaftliche und rationale Weltzugang dann noch einmal einen kräftigen Schub, der bis heute nachhält.